Ein Brief, der nicht abgeschickt wurde:

Die Ziele der Studentenbewegung

Veit Feger, Ehingen

Oktober 2006

Verehrtes Ehepaar N.,

ich habe mich sehr gefreut, dass Sie mich bei diesem Konzert-Abend ansprachen und sich mir bekannt machten. Danke!

Ich habe in den folgenden Tagen mehrmals über unsere Pausen-Unterhaltung nachgedacht.

Ich gestand Ihnen meine Zugehörigkeit zur Studentenbewegung. Und ich hörte von Ihnen als Ihre damalige Einstellung einen jener Sätze, die man von Kritikern dieser Studentenbewegung (künftig kurz: SB) vor fünfunddreißig – vierzig Jahren häufig hörte, nämlich: "WIR bauen das kriegszerstörte Deutschland auf" – unausgesprochen: IHR Studenten tätet gut daran, beim Aufbau mitzumachen, statt rumzumosern etc. etc.)

Tja, nach unserer Unterhaltung an jenem Sonntagabend kramte ich in meinem Gedächtnis, was ich als Verteidigung der SB gegen die Kritik "unnütz" vorbringen könne, gegen jene Einschätzung, die vermutlich noch immer von vielen MEINER Generation und noch mehr von Ihrer Generation, so 15 Jahre älter als ich, geteilt wird. Dabei sind wir beide, Sie und ich, bald schon soooo alt, pardon!, dass das Thema "SB" in den Orkus der Geschichte fällt.

Bei meiner Sucherei fiel mir als positiv an unserer SB folgendes ein (was jetzt etwas idealisierend und typisierend klingen mag):

1. Wir Studenten legten damals verstärkt den Finger auf die vergessene oder aber viel eher verschwiegene und verschleierte Vergangenheit "Drittes Reich" mit all ihrer - auch GEISTIGEN - Kriminalität.

(Mir fällt grad ein: Ich selbst war im Frühjahr 1965 zum Studium extra zu einem Uni-Lehrer gegangen, der es damals wagte, das deutsche Bildungsbürger-Heiligtum Heidegger zu kritisieren; ich stelle auch grad fest, dass ich die Adorno’sche Kritik an Heidegger im Suhrkamp-Verlag nur wenige Monate vor meiner Übersiedlung nach Frankfurt, am 2. November 64, erworben hatte. Wie Sie wissen, begrüßte Martin Heidegger, Professor der Philosophie in Freiburg, im Frühjahr 33 hymnisch den frischgekürten Führer. Ich selbst befasste mich einige Jahre nach diesem Schritt mit der deutschen Hochschul-Philosophie im Dritten Reich (Hätte ich meinen Text damals fertiggestellt und veröffentlicht, wär es eine "Pilotstudie" gewesen).

Was mir des weiteren zum Thema "Vergangenheits-Veröffentlichtung" gerade einfällt: Ein Reutlinger Bekannter, damals ein Student wie ich, legte in jener Zeit die NS-Vergangenheit eines seiner Theologie-Professoren offen - und konnte daraufhin nicht mehr in Tübingen promovieren. Er wurde aber trotzdem ein angesehener Schriftsteller.

Dieses Ziel, nämlich: „klar sagen, was im Dritten Reich los war, und vor allem, wie wenig davon in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit bestraft oder auch nur wenigstens kenntlich gemacht ist" – dieses Ziel ist eines der heute am seltensten genannten, wenn es um die Beschreibung der Studentenbewegungs-Ziele geht.

Andere Ziele werden eher genannt (nur selten alle zusammen).

Im folgenden noch einige mehr:

2. Stoppt die Aushöhlung des Parlamentarismus durch eine Große Koalition!

3. Stoppt die Bedrohung der Demonstrationsfreiheit durch (offen oder nicht-offen erklärte) Notstandsgesetze!

4. Stoppt die charakterliche Deformation durch den alltäglich gewordenen Zwang zur Konkurrenz! (ein ideales Ziel gewiss, und auch eines mit Nachteilen, siehe beispielsweise DDR)

5. Stoppt die Einschränkung von Freiheit auf nichts als die Freiheit zum Konsum (hier waren wir Studenten zu arrogant)

6. Stoppt die Verdummung und Irreführung der Menschen durch Massenmedien! (ein unmögliches Unterfangen, wenn man keine Zensur einführen will)

7. Stoppt die mangelhafte Organisation des Unterrichts an den Universitäten, ihren Leerlauf, ihre daraus folgende Überforderung der Studenten und die Schädigung ihrer Psyche! (Studenten wiesen die höchste Selbstmordrate in der Bevölkerung auf, damals jedenfalls)

8. Stoppt die westliche Unterstützung für Unrechtsregime in der Dritten Welt (Diese fatale Unterstützung der falschen Regime dauert noch immer an)

9. Stoppt den Ausbau der Atomwaffen-Arsenale! (hier war vermutlich die Politik der USA damals effizienter, weil ihr Wettrüsten die UdSSR möglicherweise zur Perestroika veranlasste; so sagen jedenfalls einige Kreml-Astrologen)

10. Stoppt militärische Interventionen in der Dritten Welt, Interventionen, deren Kosten weit größer sind als der offiziell angekündigte NUTZEN (im Vietnamkrieg wurde viel mehr zerstört als für die Freiheit gewonnen; und so ist es nun ja wieder im Irak der Fall. - Dort, wo KEIN Öl lockt, obwohl grauenhaft gemordet wird, wie im Sudan oder vor einigen Jahren in Zentralafrika, da wird sowieso von westlichen Nationen nicht eingegriffen).

11. Stoppt die wirtschaftliche Ausbeutung der Dritten Welt!

12. Stoppt in den Wissenschaften die unzureichende Befassung mit Befreiungsbewegungen und Revolutionen (in Deutschland etwa die Themen "Bauernkrieg", "1848", "Sozialgeschichte von Unterschichten")! Kümmert euch um die Kultur auch der Unterlegenen (nicht nur der Sieger)!

13. Fördert eine offene, das heißt: eine nicht (wie bis DAhin und wohl auch noch bis heute übliche) sprachlose Darlebung von Sexualität - Heute verwechseln die Leute die Offenheit von Talk-Shows mit der individuellen, eigenen Fähigkeit zur Offenheit, aber die „schaffen" sie immer noch nicht.

14. Stoppt die Ungleichbehandlung von Frauen!

15. Stoppt die Ausgrenzung unüblicher Formen von Sexualität, vor allem die Sexualität gleichgeschlechtlicher Menschen! (Man könnte mir entgegenhalten: "Das fördert Spaßgesellschaften." Nun, gegen solche Gesellschaften habe ich nichts einzuwenden. Indes, gerade beim Stichwort „Homosexualität" kann und muss daran erinnert werden, dass nur zweieinhalb Jahrzehnte früher Homosexuelle in Konzentrationslager verbannt wurden.

16. Erzieht Kinder weniger autoritär, versucht, sie zu Widerspruch und Kritik zu befähigen! (Damit sie nicht mehr so grauenhafte Mitläufer werden wie die Deutschen zwei, drei Jahrzehnte zuvor). Inzwischen scheinen die guten Lehren aus dem Dritten Reich wieder vergessen oder verdrängt zu werden.

17. Stoppt die Ausgrenzung von Ausländern! (Macht nicht mehr die selben bösartigen Fehler wie im Dritten Reich!)

18. Bessert die Chancen von Unterschicht-Kindern, erleichtert den Aufstieg durch Zugehörigkeit zu besser ausgebildeten und gebildeten Schichten der Gesellschaft)

 

Ich formulierte hier fast durchweg "negativ": stoppt!, stoppt! stoppt! Das kann einen falschen Eindruck wecken, als ob wir Studenten nur Nein-Sager gewesen wären. Indes: Die brilliantesten Untersuchungen damals zur Hochschulreform und ausgearbeitete, diskutierte Vorschläge dazu kamen von (SDS)-STUDENTEN! Ausführliche Darlegungen der politischen Situation in Vietnam (erschienen in Buchform) kamen von STUDENTEN. Ich selbst habe in meinem Leben in keinem politischen Gremium wieder so intellektuell brilliante öffentliche Diskussionen erlebt wie beim Deutschen Studententag Anfang 68 in München.

Mit die ersten Untersuchungen der „braunen" Vergangenheit unserer Uni-Lehrer kamen von 68er-Studenten oder von Schriftstellern, die in jüngeren Jahren von dieser „Bewegung" „geweckt" worden waren.

Zu jenen Journalisten und Historikern, die ursprünglich engagierte Studenten waren, gehört etwa der mit mir altersgleiche Jörg Friedrich, der 1984 eine brilliante Untersuchung über die "Kalte Amnestie – NS-Täter in der BRD" herausbrachte (20 Jahre später eine ebenso fulminante Untersuchung über den Bombenkrieg gegen Deutschland), oder der vorhin erwähnte Reutlinger Schriftsteller Hellmut G. Haasis - mit seinen Untersuchungen über deutsche Freunde der französischen Revolution, über frühere Aufstandsbewegungen in der europäischen Geschichte, über den Justizmord an Jud Süß, über den der Unterschicht entstammenden (und sehr viel früheren und entschiedeneren) Hitler-Attentäter Georg Elser (anders als die vergleichsweise späten 20.-Juli-Leute, die zuvor die ungerechten NS-Eroberungskriege mitgetragen hatten. Gerade die Arbeiten des hier genannten einstigen Studenten-Aktivisten Hellmut Haasis zeigen das Fortwirken von Impulsen der Studentenbewegungszeit.

Ich darf auch mich erwähnen: Ich war Anfang der 80er Jahre der erste in Ehingen (und bisher auch der einzige), der ausführlich über das sogenannte Kriegsgefangenen-Lazarett im Ehinger Konviktsgebäude schrieb, eine Einrichtung, die besser als NS-Tötungsmaschine zu beschreiben ist. Während meiner Tätigkeit in der Ehinger SZ erschienen aus der Feder meines (ebenfalls der Studentenbewegung verpflichteten) Redakteurs Wolfgang Schmid zahlreiche Recherchen zum Dritten Reich in Ehingen und zur Zeit unmittelbar danach - es war das einzige Mal, dass derlei in einem Medium in Ehingen zum Thema gemacht wurde.

Ich denke, die von mir genannten Ziele der Studentenbewegung (manches erst Jahrzehnte danach eingelöst) können sich sehen und auf jeden Fall diskutieren lassen und hatten (oder haben noch) ihre Berechtigung neben dem fraglos nötigen und richtigen Aufbau eines zerbombten Landes, neben Sicherung von Exporten etc. – Beide Ziele, die Ihren als leitender Angestellter einer großen Firma, und die meinen als „Achtundsechziger", schließen sich nicht aus.

Übrigens: Die vorhin genannte Aufarbeitung der einstigen NS.Kriminalität ist weder, was die HAND-Täter, noch, was die Schreibtisch-Täter betrifft, bisher zureichend geschehen. Die "Kalte Amnestie" ist eines der traurigsten und bittersten in der bundesdeutschen Geschichte. - Man verwechsle bitte nicht Bücher über Adolf Hitler (etwa jenes berühmte des gerade verstorbenen Joachim Fest) mit einer AUFARBEITUNG jener Zeit und Gesellschaft. Der Nationalsozialismus war nicht nur die Sache einiger weniger bösartiger Verführer. Viele Mittäter duckten sich nachher weg hinter der mächtigen Figur Adolf.

Noch ein Gedanke ist mir grad heute gekommen (und veranlasste mich dann auch zu diesen Zeilen an Sie): Die vielen mit hohen Pensionen weiterlebenden und nie oder nur ganz selten angemessen belangten NS-Übeltäter schämten sich nach dem Dritten Reich NICHT ihrer Taten, sehr wohl aber die Besseren, die Distanzierten, die Nicht-Täter, die ihr Leben oder das ihrer Angehörigen nicht aufs Spiel setzten, um zu überleben: DIE schämten sich nachher und wollten am liebsten nix mehr von der eigenen Jämmerlichkeit sehen und hören, waren deshalb freilich auch nicht sehr an einer Verfolgung der tätigen Schweine interessiert. "Am besten einfach alles vergessen, in die Hände gespuckt und angepackt beim Wiederaufbau!"

Diese Haltung war, vermute ich, einer der Gründe dafür, dass eine der wichtigsten Aufgaben der Deutschen nach dem Dritten Reich, eben die Zur-Rechenschaft-Ziehung der Schweine, nicht zureichend stattgefunden hat (neben der ebenfalls ganz unzureichenden WIEDERGUTMACHUNG – man denke nur an die Art, wie Zwangsarbeiter "entschädigt" wurden, und an die "Entschädigung" vieler Verfolgter und ihrer Angehörigen).

So, nun hab ich aus der Seele geschrieben. Ich bitte um Nachsicht für so viel Direktheit.

Ihnen beiden wünsche ich eine gute Zeit. Und vielleicht sehen wir uns mal wieder – und Sie sprechen mich wieder freundlicherweise an.

Veit Feger Veit.Feger@t-online.de (2006)

Hier ein Brief, der abgeschickt wurde

Umstände, die das Entstehen der „Studentenbewegung" begünstigten

Mein früherer Mitarbeiter Wolfgang S. ist berührt von einem Medien-Hype: der Kritik an Eva Hermans Lob der Mutterschaft, ihrem Hinauswurf aus der Kerner-Fernseh-Talkshow und vor allem von den vielen Leserbriefen, die daraufhin das seltsame Verfahren von Moderator Kerner kritisierten.

In der Kritik journalistisch tätiger Zeitgenossen an Eva Hermans Mutterschafts-Lob sah Wolfgang S. ein Fortdauern der angeblich ehe- und mutterschaftsfeindlichen Ideologie der sogenannten Achtundsechziger.

Ich empfand, dies sei eine Einschätzung, die einen UNwichtigen Aspekt dieses „Phänomens" aufspießt.

Es entspann sich mit Wolfgang S. ein Briefwechsel über die 68er: Auf der einen Seite dieser wesentlich jüngere Mann, der in den 80er Jahren zur Schule ging und der von „68" nur vom Hörensagen oder über (sehr kursorische) Lektüre etwas weiß und auf der anderen Seite ich, ein erklärter Achtundsechziger, der in jener Zeit ziemlich engagiert war (als Asta-Mitglied in Frankfurt, als Gründer der Fachschaft der Philosophie-Studenten an der Uni Frankfurt, als Mitherausgeber der dortigen Studentenzeitung „Diskus" etc.).

Ich gewann den Eindruck, dass bei Wolfgang S. wie im öffentlichen Erinnern an „68" nur noch die Stichworte „Studentenkrawalle" und „Flower-Power" übriggeblieben sind. Auf diese Stichworte läuft auch der von Wolfgang S. zitierte Aufsatz des früheren Rundschau-Chefredakteurs Jochen Siemens in „News" August 07 hinaus (verfasst aus Anlass des „Vierzigjährigen" der „68er, die ja auch schon „67er" waren). – Auch hier bemerke ich: „68" ist für zahlreiche Heutige, und zwar nicht nur für einfach gestrickte Menschen, sondern sogar für Leute, die mal eine journalistische Position hatten, geschrumpft zu einem romantischen Jugendaufbegehren inclusive „Krawall". Das laute VERFAHREN dieser damals jungen Menschen erscheint heutigen Beurteilern als weit wichtiger als das ZIEL. Außer Krawall und ein bisschen „Rote Mao-Bibel" assoziieren sowohl durchschnittlich Uninformierte wie einige, die es besser wissen müssten, mit „68" nur noch Hippietum, Beatles, Drogen, Wohngemeinschaften, Kommune II, „Ashbury Height" und „Woodstock".

Ich fragte mich: Woher diese - faktische - Abwertung von „68"?

Ich stelle mir vor: Manche der heutigen Kritiker sind vielleicht Zu-spät-Geborene, die uns 68er um eine ungewöhnliche Erfahrung beneiden und die diese fabelhafte Zeit abwerten müssen, um über das Nicht-dabei-gewesen-Sein besser wegzukommen. - Ich sagte mir: „Los, tröst deinen einstigen Mitarbeiter, nenn ihm einige BEDINGUNGEN für das Entstehen der Studentenbewegung! Sag ihm: Es waren die Umstände, die zu 68 führten, nicht der ideale Charakter der damaligen Akteure!"

Zunächst aber wandte ich mich noch kurz gegen die häufig (auch bei Jochen Siemens geäußerte) Ansicht, die Studentenbewegung sei etwas ganz Plötzliches gewesen.

Die Studentenbewegung entsprang nichts aus dem Nichts

„Es hätte KEINE Studentenbewegung gegeben, wenn es nicht zuvor (und schon damals seit gewiss 15 Jahren) den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) gegeben hätte. Diese Gruppierung stellte die Anführer der Bewegung, und sie stellte die Theoretiker. Die deutsche Studentenbewegung entsprang nicht wie Athene aus dem Kopf des Zeus. Sie bahnte sich an, vor allem über den SDS, und unter anderem auch über die Ostermarsch-Bewegung.

Flower-Power war alles andere als ein verbindender Nenner dieser jungen Leute.‚Wenn man nach einem vergleichsweise häufigen Anliegen fragt, dann am ehesten die Bombardierung von Vietnam! Dazu dann in den Medien die Schreckensbilder von dort, die bei den deutschen Studenten (und auch bei Studenten in anderen Ländern) alles andere als ein flower-power-Gefühl erzeugten.

Im übrigen: Flower-Power-Leute organisieren keine Demo, sie blockieren keine Bildzeitungs-Auslieferung, sie werfen auch keine Mollis.

Neben den Vietnam-Fotos ärgerten uns braune Schweine oder einst braune Mitläufer unter unseren Uni-Lehrern.

Dann waren es die re-migrierten klugen Leute auf deutschen Lehrstühlen, die bestimmte Ideen undSichtweisen in die deutsche Uni-Landschaft führten, die damals – entsprechend dem „Reinemachen" durch die Braunen abgestimmt war auf Heidegger, Innerlichkeitetc. (darauf komme ich unten nochmals zu sprechen. Da lesen Sie unten Namen, die Herrn Jochen Siemens unbekannt zu sein scheinen, deren Bücher aber damals stattliche Auflagen verzeichneten, die stattliche Auditorien hatten, die im Fernsehen und in Zeitungen zitiert wurden, zu deren Füßen viele von uns wie die Jünger zu Füßen ihres Herrn Jesu saßen (Diese Lehrer hatten die Schrecken der Emigration hinter sich - wieder nix mit Flower-Power) .

Also: Ich halte uns 68er nicht für moralisch besser, sondern für die glücklichen Nutznießer einer historischen Situation. Wir hatten Glück, eine Menge Glück, vielleicht auch Unglück, das uns zu dieser Bewegung zusammenführte.

Ich schreib mal, was mir so einfällt unter dem Aspekt „historische Konstellation zur Ermöglichung von 68"

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Längere wirtschaftliche Prosperität

Sehr wichtig ist sicher (und das gilt auch für ähnliche Entwicklungen in Frankreich oder den USA): die langanhaltende wirtschaftliche Prosperität in den Jahren zuvor. Wir Studenten konnten, auch wenn wir einige Zeit Studentenpolitik machten, doch hoffen, nach dem Studium einen Job zu kriegen (diese Hoffnung erwies sich dann teilweise als trügerisch, zumal der Staat die Schotten für linke Lehrer dicht machte).

Keine Studienzeitbegrenzung

Es gab auch noch keine Studienbegrenzung. In den Jahren NACH uns kam dann die Klage über die EWIGEN Studenten (ich war auch einer). Und es kamen die Pläne der Kultusbürokratien, die Studienzeiten zu verkürzen oder wenigstens Obergrenzen festzusetzen. Bis dahin waren solche Grenzen meines Erinnerns noch nicht erwogen worden. - Wir „68er" (und vielleicht auch unsere Regierungskritik) dürften ein Grund gewesen sein, dass die Hochschulen von Seiten des Staates in den 70er und 80er Jahren (und seitdem vielleicht immer) rigider als zuvor behandelt wurden.

Ein weiterer Grund für die Liberalität gegenüber Ewigen Studenten „zu meiner Zeit" war auch: Es gab noch nicht so viel Studenten wie in den 80er, 90er Jahren: Der Staat musste noch nicht so viel Steuergeld für seine Studenten ausgeben, er achtete noch nicht so sehr aufs Sparen.

Die deutschen Regierungen standen „zu meiner Zeit" noch unter der beängstigenden Prognose des Professors Picht: Deutschland werde seine wirtschaftliche Bedeutung verlieren, weil es viel zu wenig Abiturienten habe. Daher damals, in den 60er, eine Welle von Uni-Gründungen in Deutschland. Auch eine Folge der allgemeinen Entwicklung damals: Es gab mehr Studenten in Deutschland als je zuvor (das schreibt Jochen Siemens auch, das ist ganz richtig eine "Bedingung der Möglichkeit" für „Studentenbewegungen)". Es gab noch nie so viel Studenten in Deutschland, also ein Potential, um genügend Leute für eine Demo zusammenzukriegen. In den 20er Jahren jenes Jahrhunderts in Deutschland wären es - vermute ich - an der Uni Ffm oder Berlin (von anderen Universitäten ganz abgesehen) für eine öffentlich auffällige Demo zu wenig Studenten gewesen. In den zwanziger Jahren gab es kaum Demonstrationen von Studenten in der Öffentlichkeit, sondern einzelne Aktionen in Hörsälen oder vor Wohnhäusern von (linken) Professoren wie Gumbel oder Lessing.

Wenig "bürgerliche" Zwänge

Wichtig für das entstehen von „68" war sicher auch, dass Studenten als Studenten noch nicht so stark verberuflicht waren wie andere Altersgenossen, dass sie noch nicht verheiratet und noch nicht bekindert waren (grosso modo). Sie waren nicht so sehr gebunden wie andere Gruppen junger Leute, die sich in diesem Alter um ihre jungen Familie, ihr neues Häusle etc. kümmern mussten.

Junge Leute dürfen auch eher als vom Leben gefrustete ältere hoffen, die Welt ändern zu können. – Man darf bei solchen Sätzen aber nicht vergessen, dass die damals, 1968, vielleicht NEUEN Bedingungen: „viele Studenten, geringere bürgerliche Zwänge" zwar nicht für frühere, aber doch für spätere Studentengenerationen galten – von denen wir keine solchen zahlreichen Demonstrationen gegen dieUnterdrückung von Menschen in anderen Ländern kennen.

Für Publicity sorgende Medien

Ohne "Belehrung", ohne Erleichterung des Nachahme-Effekts durch die modernen Medien hätte es vermutlich auch keine so große Studentenbewegung gegeben. In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre hatten zahlreiche deutsche Haushalte einen Fernseher. Zeitungen konnte sich jeder leisten. Wir Studenten, die im "Frankfurter Studentenhaus" wohnten, hatten immerhin ein Fernsehzimmer, wo es einen Apparat gab. Die Sendungen sahen wir oft gemeinsam. Als einzelne hatten wir noch keine Geräte (anders als heute). Die hier angeführte Informations-Versorgtheit hat zwar seitdem noch zugenommen, aber damals war sie noch einigermaßen neu.

So wie sich unsere Situation von denen VORAUfgehender (nicht folgender!!!!) Jugenden unter dem Aspekt "Information" unterschied, so auch unter dem Aspekt "Mobilität": Mehr Studenten hatten erstmals Autos; sie konnten auch mal als Mehrpersonengruppe zu einem entfernten Demo-Ort fahren. Das wäre zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig Jahre zuvor nicht möglich gewesen.

Anerkannte politische Werte

Wichtig war sicher auch, dass in diesen Jahren nach dem Dritten Reich offizielle Werte wie Demokratie, Gerechtigkeit, Öffentlichkeit, Freie Presse weniger als heute bezweifelt waren. Gerechtfertigt durch solche Werte hatten die Alliierten gegen das Dritte Reich gekämpft, teilweise im Untergrund auch deutsche Sozialisten und Kommunisten (trotz Verfolgung). Solche Werte waren innerhalb der damaligen bundesrepublikanischen Bevölkerung vermutlich für gültiger empfunden worden, galten als weniger korrumpiert, anders als vermutlich heute.

Diese Werte wurden offiziell und einigermaßen glaubhaft "verkauft". Wir nahmen sie ernst und konnten sie leichter ernstnehmen, als das junge Menschen in den Folgejahren tun konnten, in denen die Staatskritik unter jungen Leuten in Deutschland schneidender war als je zuvor. Der Korruptionsverdacht war nicht so universell.

Linke Traditionen

Wichtig für die deutsche Studentenbewegung war der Sozialistische Deutsche Studentenbund (fast alle führenden Leute wie Krahl, Dutschke, Cohn-Bendit, Amendt, die Brüder Wolff, Semler, Reimut Reiche, Horlemann, Gäng, Hubert Rottleutner und eine ganze Reihe weiterer, auch Mitläufer wie damals Joschka Fischer, waren im Jahr 68 Mitglied des SDS, sie waren alle schon VOR 67 dabei, außer Josef Fischer.

Es gab noch nicht-kapitalistische Gesellschaftsmodelle

Ein Vorteil gerade beim antikapitalistischen Aspekt unserer Ziele war auch, dass es so etwas wie Rotchina, Kuba, die UdSSR gab. Das waren zwar keine fraglosen, unbezweifelten Beispiele mehr für ein auf Sozialismus oder wenigstens Kapitalismuskritik orientiertes Handeln, aber sie waren noch nicht so abgewirtschaftet (jedenfalls: leicht erkennbar) abgewirtschaft wie heute.

Heute ist ja kaum etwas so sehr out wie der Sozialismus. Sozialismus war aber ein wichtiges Ziel unter den Zielen der 68er.

Man stelle sich heute nur diesen unvorstellbaren Hohn vor, dass eine der schlimmsten kapitalistischen, undemokratischsten, antigewerkschaftlichen Volkswirtschaften sich offiziell als "kommunistisch" oder "sozialistisch" ausgibt, Rotchina. Ein schlimmerer Hohn auf Ideale, die einst mit "Sozialismus" gekoppelt waren, lässt sich schwerlich vorstellen. Wer wagt es heute, für Sozialismus einzutreten? - Das war damals noch anders. Der Sozialismus galt noch nicht als so abgewirtschaftet wie heute

Vereinzelte unter uns 68ern hatten zudem sozialistische oder linkskatholische Vorfahren. Ich erinnere mich an meine Fahrt als Delegierter der Frankfurter Studentenschaft (mit einem Repräsentanten der Lehrenden und einer Repräsentantin des "Mittelbaus") zu einem Kongress in Paris. Dort sollte die europäische Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden, dass noch immer, dreißig Jahre nach dem Spanischen Bürgerkrieg, in Spanien republikanische und kommunistische Bürgerkriegssoldaten inhaftiert waren. Zu diesen drei Delegierten: Ich selbst hatte leicht antifaschistische Eltern; der Repräsentant der Lehrenden an der Pädagogischen Fakultät war Professor Heydorn, ein aus einer linken Familie stammender „Altlinker", und für die Assistenten war eine Assistentin des Romanistischen Instituts dabei, Tochter des linkskatholischen Münchner Romanistik-Professors Rheinfelder, der im Dritten Reich benachteiligt war. - Nur beiläufig: Bei dem aus ganz Europa beschickten Kongress in Paris waren die zwei berühmtesten französischen Physik-Laureaten dabei. Bedeutende Naturwissenschaftler waren sich nicht zu schade, für linke Forderungen öffentlich einzutreten.

Der drastische Kampf des westlichen Leitstaats

gegen eine Dritt-Welt-Befreiungsbewegung

In allen westlichen Ländern und auch in Japan damals protestierten Studenten gegen die Bombardierung Vietnams. Der Krieg der USA in Vietnam war eine über Jahre sich hinziehende Bekämpfung einer Befreiungsbewegung, eines angeblichen David, durch eben die als ungeheuer übermächtiger Goliath vorgestellte USA. - Ich glaube, in den folgenden Jahrzehnten gab es unter Studenten keine solch deutliche und massive Kritik einer als antikolonialistisch angesehenen Befreiungsbewegung mehr.

Wir wuchsen noch mit anderen Jugend-Idealen auf

EIN Element unserer Sozialcharakterstruktur mag AUCH eine Rolle gespielt haben, eine Rolle, die man sich heutigentags überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Wir sind teilweise noch mit den Jugend-Idealen der Jugendbewegung und auch des Dritten Reichs aufgewachsen: diese lauteten Sauberkeit, Selbstdisziplin, Fröhlichkeit, sich zusammenreißen für ein Ziel (und zwar nicht ein egoistisches Ziel, sondern für ein ETHISCHES!

Wenn ich mir heute Jugendliche anschaue, was sehe ich: in großer Zahl Darsteller von Abgebrühtheit, Coolness, Gelangweiltheit Nicht-Überraschbarkeit (das galt auch schon für die Yuppies :-).

Ich habe, wenn ich heutige Jugendliche sehe, immer die Vorstellung, die seien unvorstellbar vergreist im Gegensatz zu uns. Und ich sei der junge Mensch.

Die Erschießung eines Demonstranten

Zu den günstigen Bedingungen kann man kurioserweise auch Unglücke zählen: insbesondere die Erschießung von Benno Ohnesorg und das Attentat auf Rudi Dutschke. Der Tod von Benno Ohnesorg war für mich beispielsweise (und für zahlreiche andere meiner Studiengenossen) der Anlass, zu sagen: "JETZT muss ICH , ein bis dahin zwar politisch sehr interessierter, aber nicht politisch engagierter Student, unbedingt etwas für die Rettung der deutschen Demokratie tun". Ohnesorg war für uns Studenten der erste deutsche Mensch, der nach 45 bei einer Demo erschossen wurde (Es war in Wirklichkeit nicht die erste Erschießung eines Demonstranten, die erste war, glaub ich, 1953, aber das wussten wir 1967 nicht oder nicht mehr).

Es ist kein Zufall, dass die „Rote Armee Fraktion" sich nach dem "2. Juni" 67 benannte, nach dem selben Tag, an dem ICH mich entschied, in den ASTA zu gehen und zu fragen: "Kann ich Flugblätter nudeln und verteilen????". Auch die RAF-Leute sahen in jener Tötung eines Demonstranten durch die bundesrepublikanische Polizei einen Horror-Akt, der sie vor der übrigen Studentenbewegung zu berechtigen schien, nun selbst gewaltsam werden zu MÜSSEN, zur Abwehr dieser kapitalistischen Gängster und des ihnen untertanen nur scheinbar demokratischen Staats oder, wie bei mir, zur VERTEIDIGUNG unseres bedrohten Rechtsstaats.

Überlebende Sozialisten

Es gab damals in Deutschland auch noch eine - wenn auch kleine - Tradition des Sozialismus (die es heute nicht mehr gibt): Einige der Aktiven von 68 waren Kinder von Verfolgten des Dritten Reichs (beispielsweise eine der wichtigsten Figuren 67 in Frankreich UND in Deutschland, Daniel Cohn-Bendit). So viel engagierten Sozialismus wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in der Generation IHRER Eltern, Herr S., nicht mehr. Da marschierte die SPD bekanntlich RIchtung "Godesberger Programm", d.h., Richtung Bürgertum, Richtung "Respekt vorm Kapital" .

Die noch, aber nicht mehr lange lebenden Emigranten und Remigranten: intellektuelle Menschen ohne braune Sauce

Wichtig war auch: Wir damaligen Studenten hatten gerade noch das Glück, aus der Emigration zurückgekommene Uni-Lehrer zu erleben. Das waren für uns DIE Leute, die gottseidank nicht, wie viele unserer Eltern, mit braunem Dreck bekleckert waren. Nicht ohne Grund gehörten die remigrierten Emigranten Adorno und Horkheimer zu den wichtigsten Leuten damals für interessierte deutsche Studenten, dazu die remigrierten Professoren am Berliner Otto-Suhr-Institut (Das dortige Politikwissenschaftliche Seminar war ja - neben der Philosophischen Fakultät und dem Institut für Sozialforschung in Frankfurt - der andere wichtige deutsche Kristallisationspunkt der Studentenbewegung. Fast alle führenden Studentenbewegungs-Leute waren entweder am dem einen oder dem anderen der beiden genannten Orte ).

Für die linken Tübinger Studenten war der (ebenfalls aus den USA auf dem Umweg über die DDR) remigrierte Ernst Bloch wichtig.

Herbert Marcuse war ein deutscher (jüdischer, sozialistischer) Emigrant, der nicht remigrierte (aber zu Vorträgen nach Deutschland kam), so wie der damals berühmte (heute vergessene) linke Theologe Ernst Tillich, den ich auch an der Frankfurter Uni vortragen hörte. Diese Leute (Bloch, Tillich, Adorno, Horkheimer, Pollock, Löwenthal etc.) waren damals zwangsläufig alles ältere Jahrgänge. Sie lebten nicht mehr lange in Deutschland. Sie kamen meist in den Fünfziger Jahren, waren noch einige Jahre Profs und gingen dann in den Ruhestand, sie starben fast alle in den siebziger Jahren, wenn sie da nicht bereits gestorben waren (Adorno etwa 1969).

Ein später an die Uni kommender junger Mensch konnte diese Helden des Sozialismus oder des antifaschistischen Widerstandes (oder beider Gruppen) ganz einfach NICHT mehr erleben. Dieses Erlebnis von bedeutenden Menschen OHNE braune Klecker auf der Weste, das war für uns ungeheuer wichtig. Ich ging wegen Adorno von München nach Frankfurt. Damals sagten die Studenten in München zu mir: "Wie kann man nur aus der Weltstadt mit Herz in das öde Frankfurt gehen!" Aber ich war nicht der einzige später engagierte Student, der eigens von irgendwoher nach FRANKFURT ging.

Eine Reihe unserer Heroen (ich vermute: beinah alle) waren Emigranten (das heißt vor allen Dingen: Leute ohne braune Sauce), etwa der kommunistische Psychoanalytiker Reich oder der Literaturtheoretiker Peter Szondi oder der sozialistische Literaturwissenschaftler Löwenthal oder die Schriftsteller Weiß und Erich Fried, oder sie waren Remigranten wie Ernst Bloch oder der Literaturwissenschaftler Hans Mayer..

Wenn man diese damals wichtigen Namen nicht kennt (wie bei Ihnen EINDEUTIG der Fall und bei diesem seltsamen Herrn Siemens auch), dann kann man nichts Relevantes über "68" sagen.

Die persönliche oder die häufige Begegnung mit diesen Überlebenden des Dritten Reichs war eigentlich nur möglich, wenn man das Glück hatte, Student zu sein, und zwar, wie erwähnt, in einem sehr begrenzten Zeitraum! Außerhalb der Universitäten gab es solche intellektuell hoch-angesehenen Remigranten kaum.

Diese linken Emigranten aus Deutschland waren übrigens auch wichtig für die US-amerikanische Studentenbewegung (Herbert Marcuse und einige Leute an der New School of Social Research in New York).

Als der bedeutende französische 68er-Führer Daniel Cohn-Bendit als Nicht-Franzose aus Frankreich ausgewiesen wurde, wo ging er hin und machte wieder "Revolution"? – Er ging nach Frankfurt. Nur Berlin wäre noch in Frage gekommen. Nicht München, nicht Tübingen, nicht Heidelberg, nicht Göttingen etc. etc.

Bitte, nie vergessen, was ich bereits sagte: "Wir waren ein lunatic fringe, eine kleine Gruppe, die nur deshalb so viel Publicity bekam, weil sie zum ERSTEN Mal in Deutschland politische Ziele aufs Tapet brachte, die bis dahin (abgesehen von der One-purpose-Bewegung der Friedens- und der Anti-Atomkrieg-Bewegung) in Deutschland nicht laut und auffallend öffentlich vertreten worden waren. - Und auch unüblich blieben :-))))))) - Wir demonstrierten NICHT für unser privates Wohl, für mehr Pornos, für mehr Hasch, für mehr Rockmusik.

Wo gab es sonst in Deutschland Demos für FREMDE Interessen, nicht für eigene?? - Bauern demonstrierten für ihren Geldbeutel. Gewerkschafter demonstrieren für den Geldbeutel ihrer Mitglieder, Krankenschwestern und Ärzte demonstrieren für ihren Geldbeutel. Die Studenten hingegen demonstrierten für Menschen in Persien, in Kuba, in Vietnam, in Tschechien, in Chile, in Griechenland, in Palästina, in Südafrika (Apartheid), in Tibet, in Nicaragua oder auch gegen alte Faschos in Deutschland und gegen deutsche Notstandsgesetze. Wo in drei Teufels Namen ist da was von "Flower Power" ????????? Wo ist etwas von Drogengenuss, psychedelischer Musik etc?!

Gegen Ihre Unterstellung, die Studentenbewegung sei vor allem für "take-it-easy" gewesen, für bequemen "Liberalismus", noch ein Argument: Aus der Studentenbewegung gingen mehrere Gruppen heute wieder beinah vergessene Gruppen wie „Maoisten" und „Kommunisten" hervor: Das waren geradezu rabiate Ordnungs- und Autoritätsfanatiker. Die hasssssssssssten die Kommune II. Deren Mitglieder waren für sie nur "kleinbürgerliche Scheißer", Leute, die ihr trübes Süppchen der Faulenzerei und der Libertinage kochen wollten :-)))))

In den Siebzigern waren die Maoisten und Kommunisten und die "In-die-Betriebe-Geher" wie der von Ihnen für einen Inbegriff von Sexfreiheit gehaltene Joschka Fischer oder der ebenfalls Betriebsarbeitler Cohn-Bendit ein regulärer Bestandteil der politisierten Studenten. Man kann sogar sagen: Sie waren jener Teil, der am längsten Bestand hatte, während die anderen ursprünglich Begeisterten schon Anfang der Siebziger in Enttäuschtheit über Misserfolge, in Hoffnungslosigkeit oder in die reguläre Bürgerlichkeit, die Ehe (wie ich) oder die Karriere drifteten.

Zur US-Studentenbewegung fällt mir im Augenblick noch ein: Hier war ein wichtiges Element ebenfalls "Anti-Vietnam" und damit gekoppelt die in Deutschland kaum bekannte "Free-speech-Bewegung"

Schon mal was davon gehört??? :-) Sicher nicht :-) Das waren Leute, die amerikanische Freiheitstraditionen bedroht sahen :-)

Außerdem hatten mit der studentischen Protestbewegung am Rande zu tun die Black Panther ("Befreiungsbewegung" der farbigen US-Amerikaner), später dann die ihnen folgenden Muslim-Brüder eines Box-Stars. Das sind alles Bewegungen, die mit Flower-Power so viel zu tun haben wie der deutsche Vormarsch auf Moskau 1942 mit einem Beatles-Konzert :-)

Veit Feger (Herbst 07)

eMail:  Veit.Feger@t-online.de

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