Ausflug am letzten Montag im September 2008
Richtung Bodensee, Ludwigshafen, neues Kunstwerk von Peter Lenk
Wir fahren los, um 10 Uhr.
Uli schlägt als Ziel vor: den Höchsten, ein Berg im südwestlichen Oberschwaben,
etwa zwanzig Kilometer vom Bodensee entfernt. Dort waren wir schon seit Jahren
nicht.
Während der Fahrt fällt mir dann ein, dass wir kürzlich in der Zeitung einen
Bericht über ein neues, großflächiges Kunstwerk von Peter Lenk lasen, das etwa
10 auf 4 Meter große Werk befindet sich im öffentlichen Raum in Ludwigshafen am
Bodensee, dem Geburtsort von Peter Lenk. "Das könnten wir uns doch anschauen".
(Zur Erläuterung: Peter Lenk wurde vor allem berühmt durch seine großen
Plastiken in Überlingen am Bodensee (der Schriftsteller Martin Walser als Reiter
übern Bodensee) und die "Imperia" am Konstanzer Hafen
http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Lenk. Auch im benachbarten Biberach gibt
es auf dem Marktplatz eine größere Arbeit von ihm, orientiert an einem berühmten
Roman des von hier stammenden Schriftstellers Christoph Martin Wieland, über die
kuriosen Leute von Abdera und ihren Esel).
Bei Uttenweiler sehen wir einen Schafpferch mit Maschenzahn drumrum und ein
größeres Lamm im Zaun hängen; es blökt jämmerlich, versucht, sich zu befreien,
kommt aber nicht aus den Maschen raus. Mehrere ältere Schafe stehen drumrum,
blöken ebenfalls, und können auch nicht helfen. Wir parken und holen das Schaf
zu zweit aus dem Netz. Nach vorn kriegen wir das Schaf nicht aus den Maschen,
aber nach hinten; ich werf es dann vorsichtig über den Zaun. Die Herde entfernt
sich in den hinteren Teil des Geländes; scheint: sie wollen von Zaun nix mehr
wissen :-)
Die Schafe verziehen sich - nachdem eines von den ihren befreit ist. -
Ich knips das Foto als Erinnerung an diese herkulische Arbeit :-)
Das expressionistische Hochaltargemälde der Pfarrkirche Burgweiler,
aus der Nähe
und mit seiner "Umgebung"
Der Altarsockel, vergoldetes Halbrelief, Krypta, spätgotischer Kirchturm
Bei Ostrach lesen wir an einer Abzweigung das Schild "Alte Mühle" - "Hm, das
könnte was Interessantes sein! Da schauen wir mal nach." Heut haben wir es
sowieso nicht eilig, das Reiseziel ist nicht strapaziös weit oder schwer zu
erkunden; falls wir dorthin kommen, fahren wir sowieso bis zum "Gipfel" hoch.
Also, nach zwei Kilometern Fahrt, erweist sich die "Alte Mühle" nicht als
technikgeschichtliches Denkmal, sondern als schöner Landgasthof. Zum Essen ist
es aber noch zu früh :-).
Wir kommen während der Ab- oder Anfahrt an der Kirche des Dörfleins Burgweiler
vorbei, der Turm verspricht kunstgeschichtlich Interessantes.
Wir schauen in die Kirche rein. Ungewöhnlich hier und UNERWARTET: die
vergleichsweise moderne Inneneinrichtung, vor allem das Altarbild, gemalt
schätzungsweise in den 20er Jahren, vom Expressionismus beeinflusst. Und der
goldverzierte Altar-Aufsatz (siehe Bilder)
Unter der Kirche, genauer: unterm Altarbereich befindet sich eine leicht
zugängliche romanische Krypta. (Nirgendwo im Internet steht was dazu. Auch in
der Kirche selbst gibt es keinerlei lesbaren Hinweis. Zugänglich gemacht und
renoviert scheint diese Krypta aber erst seit kurzem; es sieht alles noch recht
frisch-weiß aus.
Die Burg, nach der Burgweiler benannt ist, lag in 500 Metern Entfernung,
existiert aber nicht mehr (erfahr ich aus dem Internet, nachher, zuhause). Der
mittelalterliche Ortsadel hieß "von Weiler" (von wilaere)
Nachdem wir das Fahrtziel Richtung Ludwigshafen, d.h. von hier aus Richtung
Nordwesten, umgestellt haben, biegen wir hinter Denkingen rechts ab, durch eine
fast bergig zu nennende, sehr sehr hübsche ländliche Landschaft. Geprägt von
mächtigen Moränenrücken.
Der Heilige Antonius, der Eremit
(Seitenaltar der Pfarrkirche von Großschönach)
In Großschönach gucken wir wieder mal in eine Dorfkirche rein, "halt so". Die
Kirche ist dem Heiligen Antonius, dem Eremiten (zum Unterschied von anderen
Antoniussen) geweiht. Ich fotografiere den an einem Seitenaltar aufgestellten
Kirchenpatron mit seinem ihn kenntlich machenden komischen Wander- und Hütestab.
Zu den "Kennzeichen" des Heiligen gehört auch ein Schwein, weshalb er im
Schwäbischen - zur Unterscheidung von anderen wichtigen und beliebten
Antoniussen - früher einfach der "Sau-Done" genannt wurde
http://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_der_Große. - In Memmingen (60 km von
Ehingen südöstlich) war im Mittelalter eines der größten Kloster des Antoniter-Ordens in Europa. Seit einigen Jahren ist in dessen recht gut
erhaltenen einstigen Räumen ein interessantes großes Museum zur
mittelalterlichen Heilkunde und Krankenpflege, die von den Antoniter-Mönchen
betrieben wurde.
Bekannt ist unter anderem das kunstgeschichtliche Motiv von der "Versuchung des
Heiligen Antonius" durch den Bösen Geist etc. etc. :-) (jede Menge Fotos von
Darstellungen des früher recht beliebten Heiligen auf der genannten Wiki-Site)
Herdwangen ist ein schönes großes weitläufiges Dorf. Die Zehntscheuer, in der
einst ein begütertes Kloster die landwirtschaftlichen Pacht-Naturalien
entgegennahm, ist heute Rathaus. Alles sehr propper, vor allem die vielen
Fachwerk-Bauernhöfe und -Scheunen.
Herdwangen_Rathaus
Um nach Ludwigshafen zu gelangen, können wir ein tiefes Tal entlangfahren oder
queren. Wir entscheiden uns für das Queren, was bedeutet: ein steiles Sträßchen
durch einen Wald hochfahren, Platz nur für ein Fahrzeug. Aber hier fährt
üblicherweise kaum ein Auto, ein Hinweisschild war nur ganz klein für Radler
angegeben. Rechts neben der Straße ein von Regenwasser ausgeschürfter "Canyon",
mehrere Meter tief: Man sieht: Dieses Bodenmaterial ist nicht alt, ist leicht
ausschwemmbar. Wenn es nicht den Wald darauf gäbe, der den Boden zusammenhält,
wär der ganze Berg vielleicht schon "abgeschmolzen", abgetragen.
Wir fahren hinab nach Ludwigshafen. Hier merkt man von Bodensee-Tourismus fast
gar nichts: mehrere Gasthäuser haben dichtgemacht, eines, einst vielleicht das
"Erste" am Ort, ist umgewandelt in ein Pflegeheim. Der Verkehr zieht sich mitten
durch den Ort - sicher ein Grund für den Niedergang unter touristischem Aspekt.
Pfarrkirche Ludwigshafen,
Hochaltar mit Halbrelief
Wir schauen mal in die Kirche rein und entdecken: geweiht
dem Heiligen "Othmarus". Das ändert natürlich alles :-) Ungewöhnlich ist der
gemalte Kreuzweg entlang der beiden Längsseiten des Kirchenschiffs: jedes Bild
etwa anderthalb Quadratmeter groß, gemalt in spätgotischer Manier, mit
GOLD-Hintergrund. Vielleicht das Interessanteste an der Kirche.
Kleines Mittagessen: Uli einen Gemüseteller, ich eine Terrine Tomatensuppe.
Schiffe im Bootshafen von Ludwigshafen.
Wir suchen nach einer Zufahrt zum See-Ufer - und finden nach einigem Suchen
eine. Kleiner Spaziergang. Am Ufer ein Bootshafen (an diesem kühlen Montag
segelt hier niemand, alles ist gut vertäut), ein Park mit schönen alten
Platanen, teils gestützt. Der Zugang zum See ist gar nicht so einfach, weil
teils nur wenige Meter vom See entfernt die Bahnlinie verläuft.
Wir haben noch immer nicht das gesuchte Kunstwerk gefunden. Wir kurven etwas
hilflos durch die winzige Innenstadt. Wir sehen ein Schild: "Touristen-Info". A
ja, gut, dort könnten wir ja fragen, oder vielleicht gibts dort einen Plan. -
Wir landen erneut in Ufernähe, in der Nähe des einstigen Zoll- und heutigen
Rathauses. Gottseidank benötigen wir die Info-Stelle nicht, die wär nämlich am
Nachmittag gar nicht geöffnet (dann, wenn die meisten Touris vorbeikommen), aber
wir sehen das Lenk-Werk schon von weitem am Rand einer grünen Freifläche.
Parkplatz gleich in der Nähe. Wenn wir von unserem vorigen Stand nur fünfzig
Meter weitergegangen wären, wären wir hier auch gelandet.
Das neue Kunstwerk von Peter Lenk in Ludwigshafen
(einige Angaben dazu im Wiki-Artikel über Lenk)
Offizielle Seite des Künstlers: http://www.peter-lenk.de
Diashow von der Denkmalenthüllung
Tja, das Kunstwerk ist recht nett, gibt Anlass zum lächeln.
Wie Uli in der Zeitung gelesen hatte, ist die Wiese einige Schritte gegenüber
dem Freilichtwerk von den Besuchern ganz zertreten.
Ich frag mich nur, wie lang es dauert, bis ein Sprayer hier alles kaputt macht.
Auffallend sind die Nacktfiguren, einige deutsche Promis wie Angela Merkel. Bei
den alten dicken Männern formt Peter Lenk mit großer Freude und Detailfreude die
abstehenden Geschlechtsteile heraus.
Rückfahrt. An Stockach vorbei. weiträumige Umgehungsstraße um Pfullendorf,
ziemlich neu, wir kannten sie bisher nicht.
Kurz nach 15 Uhr sind wir wieder in Ehingen.
Veit Feger
eMail: Veit.Feger@t-online.de