Büchergeschichten II
Bücher, die mich beeindruckten – Bücher, auf deren Besitz ich stolz bin...
Das kalmückische Epos vom Helden Dschangar
(überarbeitet Februar 2018, Sommer/Winter 2019)
Ich schau mir grad eines meiner besonderen Bücher an: eine russische Ausgabe des kalmückischen Epos „Dschangar“, erschienen in Moskau 1940, übersetzt von dem russischen Dichter, Journalist und Wissenschaftler Semion Israelewitsch Lipkin, illustriert mit schönen Holzschnitten aus der Hand von Wladimir Andrejewitsch Favorski (1886 -1964).
- Ich sag mir: such doch mal im Internet nach MEHR zu diesen Namen „Dschangar“, „Lipkin“, „Favorski“! - I
ch geb also in Google ein „Dschangar Favorski“ – und was nennt mir Google: meinen eigenen Aufsatz „BÜCHERGESCHICHTEN - Veit Feger - T-Online“ - veit-feger.homepage.t-online.de/buechge.htm.“ –
Ich lese dann auf meiner Website, was ich ums Jahr 2012 über dieses russisch-kalmückische Buch notierte. Ich beschrieb damals, wie ich in den Besitz dieses Buches kam: - dadurch, dass mein Vater während des Zweiten Weltkriegs in der russischen Stadt Klin (achtzig Kilometer westlich Moskau) dieses Buch (vermutlich) „mitlaufen“ ließ, eines von zwei Büchern, die er aus der Sowjetunion nach Ehingen brachte). Mehr zu dieser Eigentumsänderung weiß ich nicht; ich kann in dem schön gestalteten Buch vom Helden Dschangar nur den Stempel des ursprünglichen Eigentümers in Klin lesen, in einem Buch, das grade mal ein oder zwei Jahre nach seiner Drucklegung, im Zug des deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion, den Besitzer wechselte… Mein ukrainischer Freund Jura übertrug mir damals, als ich das erste Mal über dieses Buch einige Zeilen schrieb, die Namen des Übersetzers (oder Nachdichters, Lipkin) und des Illustrators (Favorski) aus der kyrillischen Schrift in die mir vertraute lateinische Schrift.
Semin Lipkin – Vermittler zwischen den Literaturen
Als ich für meine „Büchergeschichten“ 2012 diese – erste - Notiz schrieb, dachte ich: Dieser Semion Lipkin war ein älterer Mann, der als „opus magnum“ ein Epos der Kalmücken übersetzte und zum Druck brachte…. Ich google jetzt … und stell zu meiner größten Verblüffung fest: Der Autor war beim Erscheinen des Buchs grade mal 29 Jahre alt. Bald nach dem Erscheinen des Buchs war er Soldat der sowjetischen Armee beim Kampf gegen die deutschen Invasoren in Stalingrad und er starb erst Anfang des 21. Jahrhunderts im Alter von über neunzig Jahren (Odessa 1911 - Peredelkino bei Moskau 2003). Semion Lipkin hat in seinem Leben DUTZENDE Originaltexte aus verschiedensten „orientalischen“ Sprachen (die in der Sowjetunion gesprochen wurden) ins Russische übersetzt oder er hat, wenn ihm die Originaltexte ins Russische übersetzt worden waren, diese Texte in eine dichterische russische Sprache umgesetzt. Zudem hat er eigene poetische Werke verfasst, vor allem Lyrik. Seine eigenen Texte wurden aber in der Sowjetunion lange unterdrückt. Dass er ein bemerkenswerter Dichter war, wurde erst infolge von Gorbatschows Liberalisierungsbemühungen in der zu ENDE gehenden Sowjetunion und dann in deren Nachfolgestaaten anerkannt (Im Westen nannte man diesen Wandel „Glasnost“). Diese späte Anerkennung Lipkins geschah in seinem siebtem und achtem Lebensjahrzehnt. - Der Dichter, Übersetzer, Journalist lebte lange Zeit in bescheidenen Verhältnissen, unterstützt von seiner Ehefrau, ebenfalls einer Dichterin. Einer der Gründe für die ihm gegenüber ausgeübte Zensur war wohl, dass Lipkin sich seiner jüdischen Herkunft auch in einigen seiner Texte verpflichtet fühlte. Zudem wechselte in der Sowjetunion die Bemühung um literarische Zeugnisse der kleineren sowjetischen Völker je nach politischer Lage: Das eine Mal, vor allem zu Beginn seiner Existenz, wollte der Sowjetstaat sich als Förderer (der vom früheren Zarismus) unterdrückten oder zumindest benachteiligten nationaler Minderheiten verstehen, später positionierte sich der Sowjetstaat GEGEN nationale Differenzierungen, aus Angst vor einem Auseinanderbrechen des Imperiums in kleinere, ethnisch aufgestellte Staaten..
Der DEUTSCHE Wiki-Text über Lipkin fällt sehr kurz aus. Dass Lipkin in Deutschland einen Hauch Reputation erhielt, verdankt sich wohl seinem Kontakt zu dem nach Westdeutschland emigrierten russischen Schriftsteller Lew Kopelew. Das ENGLISCHsprachige Lipkin-Wiki ist, verglichen mit dem deutschen, sehr ausführlich und weist im Verzeichnis der von Lipkin verfassten oder edierten Werke drei SPÄTERE russische Editionen des Dschangar-Epos auf, Editionen aus den Jahren 1971, 1977 und 1990; die ERSTEN Editionen, von 1938 und 1940 (die frühere mit einem TEIL des Epos, die von 1940 in einer wohl vollständigen Version) werden im englischsprachigen Wiki nicht erwähnt. Die späteren Editionen werden vom englischsprachigen Wiki folgendermaßen aufgeführt: „Dzhangar: Kalmytski narodny epos [Djangar: Kalmyk national epic]; translated by Semyon Lipkin. Elista: Kalmyk Book Publishers, 1971, repr. 1977. - Dzhangar: Kalmytski narodny epos; novye pesni [Djangar: Kalmyk national epic; new songs]; poetic translations realised by V.N. Eremenko, S.I. Lipkin, Yu. M. Neiman. Elista: Kalmyk Book Publishers, 1990“).
Diese drei Ausgaben erschienen, anders als die ERSTE Ausgabe, nicht in Moskau, sondern in der Hauptstadt der Autonomen Republik Kalmückien, in Elista.
Die ersten Übertragungen (?) und/oder poetischen Ausgestaltungen durch Lipkin geschahen wohl im Zuge einer Empfehlung des sowjetischen Schriftstellerverbandes aus der Mitte der dreißiger Jahre: Die sowjetischen Schriftsteller sollten sich mehr um die dichterischen Texte auch der KLEINEREN Völker der Sowjetunion kümmern. Zudem wurde in der Sowjetunion im Jahr 1940 das 500jährige Vorhandensein des Dschangar-Epos gefeiert.
Lipkin wurde bei seiner Edition von kalmückischen Muttersprachlern unterstützt; Lipkin reiste sogar, so wird berichtet, in das in Russland gelegene Siedlungsgebiet der Kalmücken, um sich ihre Art des Vortrags anzuhören und um so seine poetische russische Version des Epos‘ dem kalmückischen ORIGINALklang anzunähern.
Fasziniert davon, dass mein Vater 1941/2 in Russland ein Buch „mitnahm“, das später noch eine so erstaunliche Editionsgeschichte hatte oder hat, begann ich nun, querbeet nach weiteren Informationen über Lipkin und vor allem das Epos „Dschangar“ zu suchen. Schon überraschend: der für mich informativste Text war ein Nachruf, der nach Lipkins Tod 2003 in einer AUSTRALISCHEN Zeitung, dem „Sidney Morning Herald“, erschien, verfasst von einem Michael Ulman (http://www.smh.com.au/articles/2003/05/12/1052591730817.html). Ulman behauptet, die Übertragung des persischen Epos‘ „Schah-nahme“ durch Lipkin ins Russische sei eine großartige Kulturleistung, so großartig wie „Edward Fitzgeralds englische Version des „Rubaiyat“ durch Omar Khayyam“. (Die meisten Autoren, die sich mit Lipkin befassen, muten ihm ÜBERSETZUNGEN aus einem Dutzend orientalischer Sprachen zu; demzufolge müsste Lipkin ein Sprachgenie gewesen sein. Man darf annehmen, dass Lipkin öfters auch auf Übersetzungen zurückgriff, aber diese Übersetzungen in einem poetischen Russisch ausgestaltete; die Beteiligung MEHRERER Personen an einer Edition dürfte der Grund sein, dass die Dschangar-Ausgabe des Jahrs 1990 DREI Autoren nennt: „V.N. Eremenko, S.I. Lipkin, Yu. M. Neiman“).
Unterschiedliche Transkriptionen des Epos-Namens und deren Folgen
Ich stelle fest, dass verschiedene (Sekundärliteratur-)Autoren in verschiedenen Ländern von einander keine Notiz nehmen, teils wegen sprachlicher Grenzen, teils wegen „orthographischer“ Grenzen („verschiedene Transkriptionen“ des Epos- und Helden-Namens). Ich finde im Internet u.a. folgende Schreibweisen des Worts „Dschangar“: Djangar, Jangar, Jianggar, Dzangar. -. Hinzu kommt: Die Kalmücken als wichtige Epos-Lieferanten stellen nur EINEN von VIELEN Zweige mongolischer Völkerschaften dar, die sich mit diesem Epos befassten; die Benennungen dieser „Stämme“ oder Ethnien schwanken; so werden von manchen Autoren die Kalmücken auch „Oiraten“ (und noch anders) benannt.
Der wohl wichtigste gedruckte Überblick über mongolische Epik stammt von dem österreichisch-deutschen Ordinarius Walther Heissig (1913 – 2005). Zu den wichtigen Thesen Heissigs zählt sicher die Herleitung wesentlicher Inhalte mongolischer Epik aus chinesischen und noch älteren iranischen Quellen; diese Epen erscheinen damit nicht als archaische, nicht als „originale“ Kulturprodukte jener mongolischen Ethnien, sondern als Ergebnisse von Lern-, von Bildungsvorgängen). Heissigs Buch wurde 1972 gedruckt. Inzwischen ist aber das Thema „Djangar“ nicht stehen geblieben. Ich finde einiges im Internet, aus verschiedenen Ländern, das Thema ist aktuell bis in die unmittelbare Gegenwart des zweiten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert.
Erste Befassungen mit dem kalmückischen Epos in Russland und Deutschland
Zurück! – Die früheste Befassung mit dem Epos in DEUTSCHER Sprache stammt wohl von dem aus Deutschland stammenden „russischen Staatsrath“ Dr. Franz von Erdmann; er veröffentlichte in der „Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft“ im Jahrgang 1847 eine Inhaltsangabe des „Kalmückischen Dschangar“. Erdmann verwendete für seinen Aufsatz die wohl erste Übersetzung dieses Epos ins Russische, durch A. Bobrovnikov (bei Erdmann unrichtig „Bobovrikov“), erschienen 1834 im Petersburger „Anzeiger der Kaiserlichen Russischen Geographischen Gesellschaft“. Franz Erdmann betont, dass dieses Epos infolge seiner nichtschriftlichen Weitergabe und infolge des immer neuen freien Vortrags durch immer andere Heldensänger (die Alten Griechen nannten das „Rhapsoden“) keinen verpflichtend festen Text besitzt, sondern immer wieder anders improvisiert wird. Wenn man verschiedene Angaben im Internet vergleicht, stellt man denn auch fest, dass die dort angegebenen Zahlen für die einzelnen Teilgeschichten dieses Epos stark differieren, zwischen siebzehn und hundert Kapiteln.
Ein anderes Problem der Editionsgeschichte ist: EIN Teil der „westmongolischen“ Ethnie der Kalmücken lebt weit von der westlichen Gruppe entfernt, zweitausend Kilometer weiter östlich und also weit vom WICHTIGSTEN kalmückischen Siedlungsgebiet entfernt. Die eine der beiden Ethnien lebt im südöstlichen Teil des europäischen Russlands, in einer „Autonomen Republik“ nahe dem Kaspischen Meer, die anderen Gruppe lebt in der chinesischen Provinz Sinkiang (heute meist anders geschrieben). In China kümmern sich ganz andere Forscher um diese Traditionsbestände. Der chinesische Literaturwissenschaftler Chao Gejin nennt in einem 2001 in der (1986 gegründeten englischsprachigen) Zeitschrift „Oral Tradition“ erschienenen Aufsatz den „Jangar“ ein „Oirat Epic Cycle“; dieser Autor Gejin kennt zwar deutsprachige Befassungen mit seinem Thema, aber die sicher wichtigste und sehr schön aufbereitete Edition des Epos, durch den Russen Lipkin, ist ihm entgangen, sie taucht in seiner Bibliographie nicht auf. (Vielleicht auch war die Erwähnung einer russischsprachigen Version in China aus politischen Gründen nicht opportun.)
Von der Befassung mit dem Thema „Dschangar“ durch einen Chinesen streut die „Traditions“-Linie weiter bis nach Japan, wo im Jahr 2010 eine (verkürzte) Darbietung des Epos in einem VIDEO festgehalten wurde.
Bemerkenswert: die Darbietung volklicher Epen durch kalmückische und überhaupt mongolische Sänger ist so stark von dem Epos „Djangar“ beeinflusst, dass alle diese Sänger, egal, welches Epos sie darbieten, als „Jangarchi“ (Dschangarer) bezeichnet werden (Das wär so, wie wenn griechische Epos-Sänger als „Achillianer“ oder „Odyssianer“ bezeichnet würden). In der Hauptstadt der „Autonomen Republik Kalmückien“, in Elista, werden diese Epos-Darbieter, diese „Dschangarer“, seit einigen Jahren durch eine Statue gewürdigt https://en.wikipedia.org/wiki/Epic_of_Jangar#/media/File:Djangarchi.jpg -
Die Sowjetunion würdigte übrigens noch im Jahr 1990, also kurz vor der Auflösung des Imperiums, das „kalmückische Volksepos“ mit einer Briefmarke https://en.wikipedia.org/wiki/Epic_of_Jangar#/media/File:1990_CPA_6207_Epic_of_Jangar.jpg
Auch die Unesco hat sich des kalmückischen Epos angenommen und es unter schützenswerte immaterielle Kulturwerte eingereiht. Zur Dokumentation der UNESCO gehört auch ein Video: http://www.unesco.org/archives/multimedia/?pg=33&s=films_details&id=2199)
Jangar - Chinesische Kulturpolitik in Sinkiang / Xinjiang
Auch die Chinesen versuchen, kulturelle Zeugnisse ihrer volklichen Minderheiten zu würdigen: „Das „Geser-Epos und das Jianggar (bzw. Dschangar/Dshangar/Janggar/Jangar/Jiangyar/Җанhр/江格尔 u.a.)-Epos stehen auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Volksrepublik China.“
Neben dem „Jianggar und Geser“ wurden „mehr als 550 mongolische Epen und Varianten von kleiner und mittlerer Länge aufgezeichnet. (Rinchindorji: “Mongolian-Turkic Epics: Typological Formation and Development”, erschienen in der Zeitschrift “Oral Tradition” 16/2 (2001), 381-401.
Es gibt sogar eine ganz besondere Förderung für die Epik des westlichsten chinesischen Teilstaats: Die 1999 gegründete “Xinjiang Jangar School” soll helfen, mongolische Epen und ihre Art der Darbietung zu erhalten. http://www.wuxinews.com.cn/2009-04/29/content_21380667.htm (Der Autor dieser Zeilen stellt sich vor, dass die chinesische Zentralregierung mit solchen Goodwill-Akten die widerstrebende, mehrheitlich moslemische Bevölkerung von Sinkiang an sich binden will).
Eine weitere schriftliche Version des Epos entstand 1999 in Japan; es wurde dabei „nach“geschrieben, was der kalmückische Sänger Arimpil darbot.
Über eine niederländische e-mail-Adresse kann man eine jüngere Darbietung des Epos durch den Dschangartschi Okna Tsagan Zam erwerben. (http://web.archive.org/web/20061010070852/http://www.soundtransformations.btinternet.co.uk/tsaganzam.htm)
Im April 2008 wurde von einem Mongolen eine kurze Version bei Youtube hochgeladen unterm Link https://www.youtube.com/watch?v=pcZkmnzP5Kk
In der Tsungarei (oder auch „Dsungarei“), einem Autonomen Gebiet in Sinkiang mit etwa fünfzigtausend Einwohnern, gibt es seit 2014 einen “Palast für die Kultur und Kunst Jangar” (“In 2014, the Jangar Culture and Art Palace (江格尔文化艺术宫) was opened in the Hoboksar Mongol Autonomous County, in Dzungaria, which is traditionally considered the place of origin of the epic.” / http://bruce-humes.com/?p=10719 )
Noch zu erwähnen: Die Lipkin-Ausgabe aus dem Jahr 1940 ist heute im Internet vollständig abrufbar, unter http://www.rulit.me/books/dzhangar-read-324081-1.html
Zur Geschichte der Erforschung der mongolischen Kultur und Sprache durch DEUTSCHE.
Der erste unter diesen Deutschen war wohl ein christlicher Missionar um die Wende zum 18. Jahrhundert, Justus Samuel Schaarschmidt, dann um die Wende zum 19. Jahrhundert der Arzt Peter Simon Pallas und sein Kalmückisch-Dolmetscher Johann Jährig, ein ehemaliger Herrnhuter. Es folgt der Herrnhuter Isaak Jacob Schmidt (1779-1847), der sich während seiner Jahre in der Herrnhuter Niederlassung in Sarepta (Zarisches Russland, nahe Wolgograd, 1804-1806) intensiv mit der kalmückischen Sprache und dem auch die kalmückische Fortbildung des grundlegenden Mongolischen beschäftigte. Schmidt übersetzte später „in St. Petersburg die Bibel in die kalmückische und die mongolische Sprache…. 1829 erschien seine deutsche Übersetzung der 1662 von Sanang Secen verfassten „Geschichte der Ost-Mongolen“, 1831 seine „Grammatik der mongolischen Sprache“ und 1835 sein Mongolisch-Deutsch-Russisches Wörterbuch, die der akademischen Forschung gewissermaßen den Schlüssel zum Verständnis des Mongolischen und zur Erschließung mongolischer Texte boten.“ (Udo B. Barkmann, Deutsche Mongolistik im Wandel der Zeit, Vortrag bei der Jahrestagung der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft 2013).
Ich bin meinem ukrainischen Freund Jurii Lishchenko, Regensburg, zu Dank verpflichtet für seine Hinweise und Zulieferungen aus russisch gedruckter Literatur. Ihm verdanke ich auch den Hinweis, dass das Buch, das mein Vater aus der Sowjetunion mitbrachte, heute in Russland relativ teuer gehandelt wird: in EU-Währung für umgerechnet hundertzwanzig Euro. - Zeitweilig, so Michael Ulmann (s.o. seinen Aufsatz in einer australischen Zeitung), soll diese erste gedruckte russische Version, eben die von 1940, verboten gewesen sein und alle erreichbaren Exemplare aus Buchhandlungen und Bibliotheken entfernt und verbrannt worden sein - wohl als Folge der stalinistischen Lüge, die Kalmücken hätten die deutschen Invasoren unterstützt; Semion Lipkin aber, so Ulman, habe die Kalmücken gegen diesen Vorwurf zu verteidigen versucht; Ulman: „After the war all other national epic poems (and consequently their Russian translations) were declared to be promoting feudal nationalism, and a translation of the Tatar epic Idige was held for 40 years and was only finally published in the post-Soviet period.“)
Bibliographische Angaben zu RUSSISCHER Literatur mit Fokus auf dem „Dschangar“
und auf seine verschiedenen Übersetzungen und Versifizierungen:
http://fb2.booksgid.com/mify-legendy-epos/83046--dzhangar.html (Джангар - Dshangar) (Diesem Autor zufolge hat Lipkin als Grundlage für seine Version nicht die Übersetzung von Bobrovnikov aus dem 19. Jahrhundert verwendet, sondern eine 1910 aufgeschriebene - und wahrscheinlich später von einem Freund Lipkins ins Russische übersetzte - Version eines kalmückischen Dschangar-Erzählers.
http://www.famhist.ru/famhist/kaliaev/00006c11.htm (Перевод калмыцкого эпоса
"Джангар" на русский язык: Липкин - Übersetzung des kalmückischen Epos Dshangar
ins Russische: Lipkin)
http://www.elzabair.ru/cntnt/lmenu/biblioteka/lyubimye_s1/kalyaeva_e.html (Каляева
Э.С. "Джангр" или "Джангар"? К истории русского перевода - Kaljajeva E.S.
Dshangr oder Dshangar? Zur Geschichte der russischen Übersetzung).
http://www.famhist.ru/famhist/kaliaev/00005d6a.htm (КАЛЯЕВ С.К. И ИСТОРИЯ
РУССКОГО ПЕРЕВОДА КАЛМЫЦКОГО ЭПОСА ДЖАНГР - Kaljajev S.K. und die Geschichte der
russischen Übersetzung das kalmückischen Epos Dshangr)
Ein großartiger Kenner „orientalischer“ Sprachen, Dr. Michael Knüppel
http://www.uni-goettingen.de/de/dr.+michael+kn%C3%BCppel/99903.html.
Michael Knüppel machte mich freundlicherweise auf weitere Literatur zu von mir hier angerissenen Themen aufmerksam, Literatur, die ich in diesen Aufsatz aber nicht mehr eingearbeitet habe.
Rintchen, Yöngsiyebü: Diffusion des chanson de Djangar en Mongolie. In: Ural-Altaische Jahrbücher 46 (1974) 135-138 [mit 1 Karte];
Bormanshinov, Arash [Bespr. v.]: Heissig, Walther (Hrsg.): Fragen der mongolischen Heldendichtung. Teil III. Vorträge des 4. Epensymposiums des Sonderforschungsbereichs 12, Bonn 1983. Wiesbaden 1985. – 6 (1986) 291-294, hier p. 293.
Bormanshinov, Arash [Bespr. v.]: Poppe, Nikolaus: Mongolische Epen. XI. Übersetzung von neun Gesängen aus der Sammlung Žanh’r, II. bot’. Wiesbaden 1985. – 7 (1987) 300-304.
Zwei Holzschnitte von Favorin aus der Ausgabe 1940
Semion Lipkin (aus der Website „JewAge“)
Vorderseite der Ausgabe 1940, silberne und andere Flächen gepunzt
Veit Feger
eMail: Veit.Feger@t-online.de